Was ist eigentlich ein Cabrio?

Teil 3: Spider

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Beim Blick auf die Entwicklung der Fahrzeuggattungen „Roadster“ und „Spider“ stellt sich die Frage, ob diese Bezeichnungen möglicherweise austauschbar sind. Weitestgehend schon. Der Begriff „Spider“ (englisch = Spinne) hat sich nach dem 2. Weltkrieg vor allen Dingen für italienische offene Zweisitzer eingebürgert. Tendenziell entsprach das Konzept dem der britischen Roadster; auch die Spider betonten die Sportlichkeit, nicht zuletzt auch durch konstruktiv herausragende Motoren, sogar in der „Mittelklasse“, wie bei den schon in den 50er-Jahren mit 2 obenliegenden Nockenwellen aufwartenden Spidern von Alfa Romeo.

Tendenziell waren die britischen Roadster eher dem konservativen, bewahrenden Naturell des Herkunftslandes verhaftet, während die italienischen Spider südliche Leichtigkeit pflegten und in technischen Belangen neue Trends aufgriffen, z.B. in der Motorentechnik, und auch bei den Fahrwerkskonstruktionen und der Einarbeitung komfortorientierter Lösungen (z.B. der Verdeckkonstruktionen) fortschrittlicher ausgelegt waren. Auch im Bereich der Karosseriegestaltung setzten die Italiener spätestens ab Mitte der 50er-Jahre die aktuellen Trends; gerade die Cabrio- und Spiderversionen der größeren Hersteller wie Fiat, Alfa Romeo und Lancia, aber auch von Kleinserienherstellern wie Ferrari und Maserati, profitierten von der unerschöpflichen Kreativität der italienischen Karosserieschneider. Stellvertretend für viele weitere seien an dieser Stelle Pininfarina, Bertone, Vignale, Frua und Touring genannt.

Elegante Spider für fast jeden Geldbeutel – nicht nur aus Italien!

Ähnlich wie in Großbritannien bescherten die 50er-Jahre Italien eine ganze Reihe von klassischen Spidern, die unter Sammlern heute teilweise sehr hoch gehandelt werden, wie z.B. der Lancia Aurelia Spider (ein Teil seiner Produktion sank beim Untergang der „Andrea Doria“ auf den Meeresgrund) oder auch in der Mittelklasse der Alfa Romeo Giulietta Spider.


Der Bau des Lancia Aurelia Spider (rot) wurde, wie bei vielen anderen sportlichen Fahrzeugen aus Europa, vom amerikanischen Importeur der Marke, Max Hoffman, angeregt. Designer der eleganten Karosserie war Pininfarina. Die sportliche Alfa Romeo Giulietta (weiß) war auch als Spider erfolgreich und brillierte mit einem besonders drehfreudigen DOHC-Motor.


Richtig in Schwung kam die Spider-Produktion in Italien allerdings erst in den 60er-Jahren. Fiat war auf Grund der Verkaufserfolge seiner Kleinwagen und gut gefüllter Firmenkasse in der luxuriösen Lage, sich zeitgleich 3 wunderschöne Spider im Fahrzeugportfolio leisten zu können: den Fiat 850 Spider in der Kleinwagenklasse, den 124 Spider in der Mittelklasse, und sogar den Dino Spider mit Ferrari-Motor in der Oberklasse. Der Dino litt, trotz dynamischer Qualitäten, unter dem Image der Marke; dafür zeigten 850 Spider und 124 Spider den Wettbewerbern, wie man erschwingliche sportliche Cabrios mit italienischem Flair für 2 baut.


Fiat 850 Spider (rot), ein kompakter Spider im sportlichen Maßanzug von Bertone. Man beachte die elegante Abdeckung des Verdeckkastens durch einen in Wagenfarbe lackierten Deckel, eine Sensation in dieser Fahrzeugklasse. Beim 124 Spider (blau) hatte Fiat Mitte der 60er-Jahre alles richtig gemacht und nahm den britischen Roadstern Marktanteile ab, vor allem durch gute Alltagstauglichkeit und bewährte Technik.


Im direkten Konkurrenzvergleich war man mit einem 850 Spider einfach viel dynamischer unterwegs als mit den zeitgenössischen Wettbewerbern Karmann-Ghia, Renault Caravelle, Glas 1004 Cabrio oder DKW F12 Roadster. Die britische Konkurrenz von MG und Triumph war zwar leistungsmäßig besser aufgestellt, wartete dafür aber mit einem eher rustikalen Fahrverhalten auf. Gleiches galt für den Innocenti Spider, einen italienischen Wettbewerber mit der Technik der British Motor Corporation (BMC) unter dem durchaus eleganten Blechkleid.


VW Karmann-Ghia (rot) und Renault Caravelle (beige) setzten auf italienisches Design und Heckmotoren mit vergleichsweise bescheidenen Leistungsdaten. Dennoch fanden sie ihre Abnehmer, wenn auch nicht bei betont sportlich orientierten Kunden, die griffen eher zu den britischen Roadstern und den italienischen Spidern.


Das Glas 1004 Cabrio war schon zu Produktionszeiten eher selten, heute ist er fast vergessen. Der Hersteller des bekannteren Goggomobils zauberte innerhalb weniger Jahre eine komplette Modellpalette aus dem Hut. Später gab es dieses Cabrio auch mit stärkeren Motoren; die Formgebung der Karosserie wirkte jedoch immer eher unbeholfen, was vor allem durch den kurzen Radstand im Verhältnis zur Karosserielänge bedingt war.


In Deutschland kaum bekannt: hübscher Innocenti Spider aus den 60er-Jahren mit der Technik des britischen Austin-Healey Sprite unter der von Ghia geformten Karosserie.


Der Fiat 124 Spider war ein großer kommerzieller Erfolg; über 20 Jahre hinweg (von 1966 – 1985) wurde er zunächst von Fiat selbst, gegen Ende seiner Karriere dann bei Pininfarina gebaut. Eine elegante Form, eine robuste Technik trotz anspruchsvoller Motorenkonstruktion mit 2 obenliegenden Nockenwellen, ein für 2 Personen gut ausreichendes Platzangebot und ein sehr einfach zu handhabendes Verdeck garantierten einen langanhaltenden Verkaufserfolg. Wie bei den britischen Roadstern trug vor allen Dingen die konstante Nachfrage aus den USA dazu bei, dass sich der 124 Spider über 2 Jahrzehnte hinweg am Markt behaupten konnte.

Die Strahlkraft der Modellbezeichnung war selbst in jüngerer Vergangenheit noch so groß, dass Fiat in Kooperation mit Mazda im Jahre 2015 eine stilistisch an das Original angelehnte neue 124-Spider-Generation auflegte, der allerdings nur eine relativ kurze Modellkarriere vergönnt war (gebaut bis 2020).


Der „neue“ 124 Spider nutzte wesentliche Komponenten des Mazda MX5 und verhalf Fiat zu einer Rückkehr auf den Markt der Spider und Roadster. Das Revival war leider nur von kurzer Dauer. Auch die leistungsstarke Abarth-Version konnte die Einstellung der Produktion nach nur gut 4 Jahren Bauzeit nicht verhindern.


In Italien und auch auf internationalen Märkten war der Alfa Romeo Spider (Typ 105/115) der größte Konkurrent des Fiat Spider, wenn man von den britischen Roadstern, allen voran dem MGB, absieht. Der Alfa Romeo glänzte mit einem sportlich besetzten Markennamen, hochkarätiger Motorentechnik und einem serienmäßigen 5-Gang-Getriebe. Obwohl die Formgebungen der ersten („Rundheck“) und dritten Generation („Gummilippe“) nicht den ungeteilten Beifall aller Cabrioliebhaber fanden, wurde er in 4 Generationen von 1966 -1993 hergestellt; eine sensationelle Bauzeit für ein Fahrzeug dieser Bauart. In den USA war der Alfa Romeo Spider besonders populär, seitdem er in dem Film „Die Reifeprüfung“ eine Hauptrolle spielte, mit Dustin Hoffman als jugendlichem Fahrer auf der Suche nach Lebenserfahrung … .


Alfa Romeo Duetto („Rundheck Spider“): die Form brach radikal mit dem Design der Vorgänger und wurde zunächst eher zögernd angenommen. Nach einem „Hecklift“ mutierte der Spider ab 1969 zum „Fastback“ und sorgte fortan für deutlich höhere Verkaufszahlen.


Pretiosen dies- und jenseits des Atlantiks: die Spider der Nobelmarken

Zu Beginn der 60er-Jahre begannen einige italienische Produzenten von Rennwagen damit, auch besonders sportliche, elegante und entsprechend hochpreisige Sportwagen für die Straße herzustellen, allen voran Ferrari und Maserati. In vielen Fällen gab es davon geschlossene und offene Varianten, also Spider. Da die Anzahl der produzierten Spider meistens niedriger war als die der geschlossenen Coupés, erzielen Fahrzeuge wie z.B. Maserati Mistral oder Ghibli Spider bzw. offene Ferrari der Serien 250, 275, 330 und 375 (hier vor allem der bekannte „Daytona-Spider“) immer höhere Preise auf Oldtimerauktionen.


Der Ferrari 250 GT California Spyder (schwarz) erzielt auf Grund der geringen Anzahl noch existierender Fahrzeuge, des zeitlos-eleganten Designs von Pininfarina und seiner hochkarätigen Technik Rekordpreise bei Oldtimerauktionen im 7 – 8-stelligen Bereich. Der Maserati 3500 GT Spider (blau) überzeugte schon bei seiner Vorstellung und tut es bis heute durch sein sportlich-elegantes Design von Vignale. Die Maserati-Motoren galten damals als besonders robust, was den Markterfolg dieses Straßensportwagens sicherstellte.


Zeitlos eleganter Klassiker aus der Feder von Pietro Frua: der Mistral Spider von Maserati. Das Design kam so gut an, dass es auch weiteren Cabrios aus der Feder des Meisters als Vorbild diente, z.B. dem britischen AC 428 und dem deutschen Glas 1300 GT Cabrio. Der Ghibli Spider ist ein Frühwerk des späteren italienischen Design-Papstes Giorgio Giugiaro. Im direkten Formenvergleich kann man erahnen, dass der für die Zeit seiner Entstehung unerhört progressiv geformte Ghibli bald zum größten Konkurrenten des Mistral aus dem gleichen Hause wurde.


Der Ferrari 365 GTS/4, auch bekannt als Daytona Spider, ist vielen aus der Fernsehserie „Miami Vice“ bekannt, wobei es sich bei dem Filmauto um eine Kopie auf Chevrolet Corvette-Basis mit amerikanischem V8 handelte. Ein originaler Daytona Spider ist dagegen eine Design-Ikone mit einem klangstarken 12-Zylinder-Motor von Ferrari.


Wie schon beim Blick auf die britischen Roadster erläutert, sah es auch in Italien um das Jahr 1980 eher düster aus, was die Zukunft klassischer italienischer Spider anging. Zwar verkauften sich der 124 Spider und der Alfa Romeo Spider, gemessen am Alter der Konstruktionen, immer noch zufriedenstellend, aber Nachfolger für die beiden alternden Baureihen waren nicht in Sicht.

Einen Achtungserfolg erzielte ab Mitte der 80er-Jahre der Maserati Biturbo Spider. Er überzeugte durch eine schnörkellose, kraftvoll designte Karosserie, einen muskulösen Turbomotor und einen Kaufpreis, der für „Normalverdiener“ gerade noch erschwinglich war. Da sich jedoch schnell technische Unzulänglichkeiten herumsprachen, blieb es bei einem Strohfeuer und die Stückzahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück.


Der Maserati Biturbo entsprach im Format etwa dem 3er BMW E 30. Unter der Regie des neuen Eigentümers der Marke, Alejandro de Tomaso, sollte Maserati die Nische als Hersteller von Hochleistungssportwagen verlassen und mit dem Biturbo auf höhere Stückzahlen kommen. So entstand im Laufe der Bauzeit eine komplette Modellreihe, einschließlich des bei Zagato gebauten Spider mit verkürztem Radstand.


Auch in Italien erhielten 2-sitzige Cabrios nach dem Erscheinen des Mazda MX 5 wieder Auftrieb. Alfa Romeo traute sich, allerdings schon unter der Regie von Fiat, mit der Baureihe „916“ an eine ganz neue Spider-Generation heran, die mit Keilform und Frontantrieb die Tradition der Vorgänger über Bord warf. Und Fiat selbst knüpfte mit dem Barchetta auf Punto-Basis recht erfolgreich an den seligen 850 Spider an (Bilder von diesen beiden Fahrzeugen siehe Teil 2).

Auch bei den italienischen Nobelmarken gab es gegen Ende des Jahrtausends noch etwas Bewegung im Spider-Markt. Ferrari brachte 1993 mit dem 348 Spider den Nachfolger des Mondial Cabriolets auf den Markt; endlich durfte auch ein komplett offener Ferrari wieder die Bezeichnung „Spider“ im Namen führen. Alle in späteren Jahren vorgestellten offenen Ferrari waren in einer Preisregion angesiedelt, die sie nur noch für eine sehr privilegierte soziale Schicht erreichbar machten.


Nach vielen Jahren Abstinenz vom Cabrio-Markt war das Mondial Cabrio wieder ein komplett offenes Fahrzeug aus dem Hause Ferrari.


Dieser komplett offene Ferrari beeindruckt bis heute durch sein sportliches und dennoch elegantes Design von Pininfarina. Bei seiner Vorstellung stellte die 348-Serie den Einstieg in die Ferrari-Welt dar. Den Spider gab es allerdings nur in den letzten Produktionsjahren.


Maserati überraschte hingegen zu Beginn des neuen Jahrtausends mit dem formal sehr ausgewogenen Spyder (ja, hier tatsächlich mit „y“ geschrieben) 4.2 mit Ferrari-Motor zum (fast schon) Schnäppchen-Preis. Richtig Geld verdienen konnte der Hersteller damit allerdings nicht, und so driftete auch sein Nachfolger, das „Gran Cabrio“ in höhere preisliche Sphären ab.


Nach der Biturbo-Ära und den in dieser Zeit häufigen Qualitätsproblemen mit Fahrzeugen der Marke Maserati brachte der 3200 den Hersteller wieder auf Kurs. Als Ableger dieser Serie hatte der Spyder 4.2 einen leistungsstarken und relativ zuverlässigen 8-Zylinder unter der Haube.


Ein Spider der Extraklasse von Maserati, nur in geringen Stückzahlen gebaut und entsprechend teuer. Das Design von Pininfarina ist allerdings zum Niederknien.


Wo sind sie geblieben, die preiswerten Spider aus Italien, die uns früher so viel Lebensfreude bereiteten? Am Ende liegt es wohl auch an uns selbst, dass es keine Angebote mehr in erschwinglichen Preisklassen gibt, sondern nur noch teure Pretiosen, die zu Preisen an Sammler vermarktet werden können, bei denen sich auch geringe Stückzahlen rechnen. Bestimmt liegt es auch an der Überalterung der Gesellschaft. Wer mag heute noch tief sitzen, wenn man schon beim Alltagsauto den Komfort einer erhöhten Sitzposition schätzen gelernt hat? Wer mag sich noch mit spidergemäßem Gepäck bescheiden, wenn man mal eine Woche in den Kurzurlaub fährt? Fragen über Fragen …

Roadster oder Spider? Die Alternativen aus Deutschland und Frankreich

Zur Hochzeit der Cabrios in den 60er- und 70er Jahren hatten die Fans von sportlichen Zweisitzern dagegen nicht nur britische Roadster und italienische Spider zur Auswahl, nein, es gab auch von deutschen und französischen Herstellern diverse komplett offene Zwei- oder 2+2-Sitzer. Diese sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, zumal in Einzelfällen dafür sogar die Bezeichnung „Spider“ verwendet wurde.

Bei NSU hatte man aus dem geschlossenen, von Bertone designten „Sportprinz“ den „Wankelspider“ abgeleitet. Neben seinem revolutionären Triebwerk wusste dieses flott designte Wägelchen durch sein ausgewogenes Fahrverhalten und sein sportliches Design zu gefallen. Die Skepsis gegenüber dem Wankelmotor war jedoch bei potentiellen Interessenten sehr ausgeprägt, so dass insgesamt nicht einmal 2500 Stück verkauft werden konnten.

Noch bescheidener waren die Absatzzahlen bei den Cabrioversionen der Modelle 1300 GT und 1700 GT der Firma Glas, welche in erster Linie als Hersteller des Goggomobils bekannt ist. Die beiden Cabrios waren jedoch vollwertige Fahrzeuge und besonders chic eingekleidet vom italienischen Designer Pietro Frua. Wie so oft, stand auch in diesem Falle das Image der Marke einer größeren Verbreitung im Wege.


Der NSU Wankelspider (links) war ein Technologieträger und das erste in Serie mit Kreiskolbenmotor hergestellte Fahrzeug. Das Design stammte von Bertone aus Italien und steht dem „echter“ italienischer Spider in nichts nach. Die Glas 1300 GT bzw. 1700 GT sind als Cabrios besondere Raritäten. Die Fahrzeuge überzeugen formal bis heute, übrigens auch im Innenraum mit einem der schönsten Armaturentafeln der 60-er-Jahre überhaupt.


Das war bei einem anderen Spyder aus Deutschland sicher nicht der Fall, dem Porsche 550 Spyder. Er war ein lupenreiner Rennsportwagen, welcher allerdings auch an einige wenige, zahlungskräftige Privatkunden verkauft wurde, wie z.B. an das Jugend-Idol James Dean, der mit einem solchen Fahrzeug 1955 tödlich verunglückte. Später bezeichnete Porsche die gewichtsreduzierten, besonders offenen Versionen von 356 und 911 mit verkürzter Windschutzscheibe auch gerne als „Speedster“, eine Bezeichnung, welche Opel von 2001 bis 2005 für eine unter eigenem Logo vermarktete Abwandlung der Lotus Elise verwendete.


Den Porsche 356 in seinen offenen Versionen kann man ohne weiteres in die Kategorie der Roadster oder Spider aufnehmen; ein sportliches Fahrverhalten und leistungsstarke Motoren spielten bei der Marke von Anfang an eine wesentliche Rolle. Beim 356 wurde das Thema jedoch variiert: am „brävsten“ war der hier abgebildete 356 A als Cabrio mit gefüttertem Verdeck und moderaten 60 PS.


Der Porsche 911 Speedster von 1989 wurde nur in einer kleinen Serie produziert und unterschied sich von den Seriencabrios nicht nur durch die verkürzte Windschutzscheibe, sondern auch durch die Höcker auf der Verdeckklappe hinter den Sitzen.


Man sieht es dem Auto wegen seiner extrem kantigen Formgebung kaum an, aber der Opel Speedster ist technisch stark mit der Lotus Elise verwandt, nutzte jedoch eigene Motoren von Opel bzw. Vauxhall.


In Frankreich besitzt vor allen Dingen die Marke Peugeot eine große Tradition im Bau von Cabrios. Aus den 50er-Jahren ist vor allen Dingen das 403 Cabrio als Dienstwagen von „Inspector Columbo“ bekannt; ihm folgten 2 wunderschöne klassische Cabrios im Design von Pininfarina, das 404 und das 504 Cabriolet (Bild siehe Teil 1 der Serie). Bei beiden liegt eine 2+2-Sitzkonfiguration vor; auf Grund der Eleganz der Karosseriegestaltung mit voll versenkten Verdecken drängt sich in beiden Fällen jedoch spontan der Eindruck eines „Spiders“ auf. Auch die kleinen Peugeot-Cabrios 204/304 aus den 60er- und 70er-Jahren hatten eine wesentlich sportlichere, in den Augen vieler Betrachter auch elegantere Anmutung als die zeitgenössischen Limousinencabrios anderer Hersteller, allen voran des VW Käfer.


Peugeot 403 Cabrio: Genau wie bei der zugehörigen Limousine verließ sich Peugeot beim 403 Cabrio auf die Dienste des italienischen Designstudios Pininfarina. Es war der Beginn einer über Jahrzehnte andauernden Zusammenarbeit. Der Columbo-403 soll laut einer Meldung aus dem Internet wohl gerade verkauft werden, Preisvorstellung 240000.- $.


Peugeot 404 Cabrio im eleganten Pininfarina-Kleid. Dieses Auto war nicht billig, fand jedoch trotzdem seine Käufer, weil nicht nur seine Form überzeugte, sondern auch die damals sprichwörtliche Zuverlässigkeit seiner Technik.


Dieses chice kleine Cabrio wurde in Frankreich häufig von gut situierten Damen als Zweitwagen gefahren, gerne auch für den Trip zum Kurzurlaub an der Cote d’Azur genutzt. Sportlich waren diese Autos nie, dafür komfortabel und relativ geräumig.


Der französische Kleinserienhersteller Facel Vega produzierte in den frühen 60er-Jahren mit dem Facellia ein sehr elegantes, 2-sitziges Cabrio, welches mit seinen senkrecht stehenden Frontscheinwerfern und seinen Proportionen an den Mercedes 230 SL („Pagode“) erinnert. Das vielversprechende Fahrzeug führte auf Grund von Problemen mit den von der Firma selbst entwickelten Motoren am Ende zur Insolvenz des Herstellers.


Der Facel Vega Facellia (hellgrün) zielte als Cabrio gegen die Roadster von Triumph und die Spider von Alfa Romeo, aber auch gegen einen Platzhirsch am Cabriomarkt, die damals brandneue Pagode 230 SL von Mercedes (blau). Qualitativ erreichte die Facellia allerdings nicht den Standard der Wettbewerber und scheiterte. Die Pagode wurde dagegen sehr gut verkauft und zur internationalen Referenz für sportlich angehauchte offene Reisewagen in den 60er-Jahren.


Ebenfalls aus Frankreich stammt ein Spider, den man von seinem Hersteller kaum erwartet hatte: der Renault Sport Spider. Dieses Fahrzeug verblüffte die Fachwelt, denn gerade von einem Massenhersteller hatte man kein Fahrzeug mit einer solch kompromisslosen Auslegung erwartet. Neben einer Karosserie aus GfK, einem Fahrwerk mit Rennsportgenen und den nach oben öffnenden Scherentüren verzichtete das Modell komplett auf ein Verdeck, die erste Bauserie sogar auf eine Windschutzscheibe!


Der Renault Sport Spider war richtig sportlich, denn er vereinte eine futuristische, an der Funktion orientierte Form mit einem Mittelmotor und der aufwendigen Fahrwerkskonstruktion eines Rennwagens. Gebaut wurde er nur in sehr geringen Stückzahlen und steht deshalb heute schon im Focus von Sammlern.


Schon zur Zeit seiner Herstellung war der Sport Spider ein Exot und eines der letzten Fahrzeuge, welches die Bezeichnung „Spider“ zu Recht im Namen führte. Heute nutzen sündhaft teure Marken wie Ferrari und McLaren die Bezeichnung Spider, um damit Fahrzeuge zu schmücken, die oft gar keine Spider im klassischen Sinne sind, sondern einen Überroll- bzw. Targabügel besitzen, wie z.B. der McLaren 720 Sport Spider. Diese Idee eines Spiders haben auch schon in vorangegangenen Jahrzehnten einige Hersteller so umgesetzt und damit ein eigenes Baumuster von offenen Fahrzeugen kreiert, die Targas.


Sündhaft teurer McLaren 720 Sport Spider. Exclusive Formgebung, extrem starke Motorisierung und geringe Stückzahlen sorgen dafür, dass dieser Traumwagen für fast alle Cabrioliebhaber ein Traum bleibt.


Ebenfalls ein Fahrzeug der absoluten Luxusklasse: der Ferrari F8 Spider. Trotz ihrer hohen Preises sind derartige Fahrzeuge für ihre Eigner oft eher Spielzeuge als Fahrzeuge, manchmal aber auch Geldanlagen, denn ihre Karrieren als spätere Sammlerobjekte sind auf Grund geringer Stückzahlen meist schon vorgezeichnet.


Es gab und gibt zahlreiche Modelle, die auf diese oder jene Weise dem Konstruktionsprinzip der Targas huldigen; genügend, um sie im nächsten Teil dieser Serie gesondert zu betrachten.


Fortsetzung - Teil 4: Targa



cabrio_3.htm - Letzte Aktualisierung: 09:27 21.09.2023