An Pfingsten 2012 fuhren meine damalige Frau und ich zusammen mit unserem ein Jahr alten Sohn Silas an den Faaker See zum Cabriotreffen. Zu der Zeit hatten wir einen blauen Renault Megane. Als Familiencabrio war er einfach perfekt. Bei geschlossenem Dach hatte er einen Riesenkofferraum und war damit optimal für weite Reisen mit Nachwuchs.
Bei diesem Treffen war auch Werner mit seinem Daihatsu Copen da, und meine frühere Frau und ich unterhielten uns oft mit ihm über das Fahrzeug. Von Tag zu Tag stieg unser Interesse an dem kleinen Japaner, so dass Werner irgendwann vorschlug, dass jeder von uns mal eine Runde mitfahren solle. Er versprach uns, dass wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht aussteigen würden, und damit war unsere Neugier noch größer geworden als sie ohnehin schon war.
Auf schmalen, kurvenreichen Bergsträßchen ist der Daihatsu Copen in seinem Element
Werner sollte Recht behalten. Ich kann mich noch sehr gut an die Fahrt erinnern. Man kann dieses Fahrgefühl schwierig in Worte fassen, man muss es einfach mal erlebt haben. Die kurze aber recht temperamentvolle Spritztour ging vom Faaker See zum Baumgartnerhof, danach war eines klar:
Sobald wir wieder zu Hause sein würden, wollten wir uns nach einem Copen umschauen.
Damals war die Auswahl bei diesem Modell noch größer als heute, auch weil Daihatsu noch auf dem deutschen Markt vertreten war und es noch Vertragswerkstätten gab. Das ist seit einigen Jahren leider nicht mehr der Fall. Nach ein paar Monaten Suche wurden wir fündig. Es wurde ein gelber Flitzer mit roten Sitzen und nicht einmal 20.000 km auf der Uhr. Leider währte die Freude an diesem Cabrio für mich nicht besonders lange, denn bei der Trennung ging er an meine Ex-Frau, und damit war ich den Copen wieder los und besaß erstmal kein Cabrio mehr.
Etwas später stieß ich durch Zufall auf einen interessanten Youngtimer in sehr gutem Zustand. Es war ein Ford Escort Cabrio, Baujahr 91, in weinrot und mit weinrotem Dach. Ich wollte einfach mal ausprobieren, wie sich ein solches Auto fährt und wurde recht positiv überrascht: weil er leicht war, kam er auch mit nur 105 PS flott zur Sache und fühlte sich dabei recht sportlich an. Allerdings stellte ich bald fest, dass auf längere Sicht der Motor komplett überholt werden müsste.
Ford Escort Cabrio
Ich fand einen Liebhaber für den Escort, der das Auto für seine Frau herrichten wollte, um sie damit an ihrem 40. Geburtstag zu überraschen. So kam der Ford in gute Hände.
Zwischendurch hielt ich immer wieder mal nach einem Copen Ausschau, aber die damals angebotenen Fahrzeuge lagen alle nicht in meinem Budget. Eine günstigere Alternative sollte es sein, idealerweise ein Roadster. Bald entdeckte ich die relativ preiswerten MG-Roadster.
Ich fragte Werner nach seiner Einschätzung dieser Modelle, und er riet mir zur letzten Version dieser britischen Roadster, dem TF. Dieser besitzt eine konventionelle Stahlfederung, im Gegensatz zum Vorgängermodell, bei dem das Hydragasfahrwerk oft Probleme machte.
Mit viel Glück fand ich ein Fahrzeug in Sammlerzustand aus dem Baujahr 2005, welches nur 35000 Kilometer gelaufen war. In der Ausstattung „Cool Blue“ war er silber lackiert, hatte ein blaues Verdeck und eine elegante Innenausstattung mit Leder/Alcantara-Sitzbezügen in Blau und Schwarz – ein richtiger Traumwagen und sehr selten zu finden!
MG TF als Sondermodell „Cool Blue“
Der MG TF besitzt einen Mittelmotor, was Fluch und Segen zugleich ist. Er fährt in Kurven zunächst wie auf Schienen, ist aber im Grenzbereich schwer zu beherrschen und hat in schnellen Wechselkurven ein etwas unruhiges Heck. Für meinen MG eine kompetente Werkstatt zu finden, gestaltete sich eher schwierig. Nur wenige Betriebe kennen sich mit der Mittelmotortechnik aus. Bei dieser Motoranordnung muss oft erstmal einiges abgebaut werden, um an den Motor ranzukommen, denn er sitzt direkt hinter den Vordersitzen.
Nach ca. 2 Jahren, in denen ich eher wenig Zeit fürs Cabriofahren hatte, und auf Grund der geschilderten Umstände verkaufte ich dieses Fahrzeug wieder. Er kam in gute Sammlerhände. Letztes Jahr, zum 20. Geburtstag des Cabrios, schickte mir der stolze Besitzer ein tolles Foto von dem TF ??.
Da ich nun wieder „cabriolos“ war, begann die Suche nach einem Cabrio erneut, wobei der Copen erste Wahl war. Einige Monate hielt ich Ausschau nach meinem Favoriten und besichtigte auch einige Fahrzeuge, aber es war nichts Vielversprechendes im Angebot. Die meisten hatten sehr viele Kilometer, waren verbastelt oder in einem schlechten Allgemeinzustand. So hatte ich irgendwann genug von der Sucherei und hakte das Thema Copen ab.
Also schaute ich mich nach alternativen Roadsterangeboten um, idealerweise nach neueren Baujahren. Ich stellte bald fest, dass die Auswahl ziemlich überschaubar war, weil ja bekanntlich nicht mehr wirklich viele Roadster- oder Spider-Modelle gebaut werden.
In der engeren Auswahl waren dann der Fiat 124 Spider, welcher designmäßig eng angelehnt ist an den klassischen Fiat 124 Spider aus den 70igern, und der Mazda MX 5. Sie liefen ja sowieso zusammen in Japan vom gleichen Band. Konnte man im Falle des 124 Spider also einen Fiat mit solider Japantechnik erwarten?
Jein! Plattform, Innenraum und Dachkonstruktion waren bei den beiden Modellen identisch, aber Motor , Getriebe und Fahrwerk jeweils Eigenentwicklungen. Beim Spider gefiel mir das Design sehr gut und ich fand es cool, dass er nicht so oft auf der Straße zu sehen ist wie eben der MX 5 in seiner vierten Generation. Auch das Preis-Leistungsverhältnis sprach für den Fiat. Wenn man einen Roadster ohne viel Schnickschnack und pures Roadster-Feeling erleben möchte, dann ist er die erste Wahl vor dem MX5.
Also Probefahrt, leider bei sehr kalten Temperaturen, weshalb das Dach nur kurz offen war. Er machte auf Anhieb Spaß, und ein gutes Angebot des Händlers machte mir die Entscheidung leicht. Kurz danach war ich stolzer Besitzer eines weißen 124 Spider.
Fiat 124 Spider im „Retrodesign“
Erst mit der Zeit zeigte der Fiat gewisse Schwächen, die ich im Rahmen der Probefahrt nicht wahrgenommen hatte. Der Motor mit dem großen Turbolader hatte zwar viel Power, aber eben nur dann, wenn der Turbo sich zuschaltete. Bei niedrigen Drehzahlen gab es ein merkliches Turboloch.
Die Sitze waren sogar für mich zu eng geschnitten und deshalb auf längeren Fahrten sehr unbequem. Das Fahrwerk überzeugte ebenfalls nicht, und die elektronische Lenkung war beim Kurvenfahren mal feinfühlig, mal schwergängig und auch für schnelleres Fahren nicht optimal abgestimmt.
Mit diesen Erfahrungen war irgendwann eine vergleichende Probefahrt mit dem neuen MX 5 unausweichlich. Ich war gespannt, wie sich der MX 5 schlagen würde, obwohl er vom Design her nicht mein Favorit war.
Etwa ein Jahr nach der ersten Fahrt mit dem Spider fuhr ich, wieder an einem recht kalten, jedoch sonnigen Tag, sehr gespannt zu einem kleinen, aber bekannten Mazda Händler in der Pfalz, um dort einen MX 5 RF-Jahreswagen mit dem großen Motor und 184 PS zu testen.
Nach einer ausgiebigen Tour war klar: Der reinrassige Japaner ist, zumindest für mich, das bessere Fahrzeug. Er ist einfach eine runde Sache, denn Motor, Getriebe und Fahrwerk passen bei ihm harmonisch zusammen. Kein störendes Turboloch und eine knackige Schaltung mit ultrakurzen Schaltwegen begeisterten mich – das bekommt vermutlich niemand so gut hin wie MAZDA beim MX 5.
Den Mazda MX5 gibt es als Vollcabrio oder, wie im Bild, als Targa „RF“ mit elektrisch versenkbarem Dachmittelteil
Es kam, wie es kommen musste: Der Fiat musste weg und genau der MX 5 RF, den ich beim Mazda-Händler gefahren hatte, sollte sein Nachfolger werden. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Spider schon nicht mehr gebaut, was sich positiv auf die Preisstabilität des Modells auswirkte: Ich konnte ihn nach einem Jahr ohne Verlust wieder verkaufen.
Kaum hatte ich den MX 5 zugelassen, schickte ich stolz ein Bild davon an Brigitte und Werner. Dieses Foto hatte ungeahnte Folgen, denn Brigitte fand mein neues Auto richtig cool. Sie hatte schon einige Zeit lang mit einem eigenen Cabrio geliebäugelt, und nun gab mein MX 5 RF den letzten Anstoß, dass sie sich kurz danach selbst einen solchen Mazda zulegte.
Trotz aller Begeisterung für meinen Mazda hatte ich nie ganz aufgehört, an einen Daihatsu Copen zu denken, denn auch im Rückblick war er immer noch das Spaßmobil Nummer 1 für mich geblieben. So viele gute Eigenschaften besitzt der kleine Japaner: Besonderes Design, selten auf den Straßen zu sehen, keine Parkplatzprobleme, ausgeprägte Wendigkeit auf schmalen, kurvigen Straßen, versenkbares Hardtop trotz der kompakten Abmessungen, um nur einige seiner Vorzüge zu nennen.
Die roten Ledersitze verleihen dem stimmigen Design des Daihatsu Copen eine Extraportion Wertigkeit
Eines Tages entdeckte ich auf mobile.de einen Copen, der gerade erst eingestellt war. Das Titelbild zeigte den Innenraum und einen Tachostand von nur 6.000 km. Das erschien mir verdächtig, und ich fragte mich, ob bei diesem Angebot etwas nicht stimmte.
Es ließ mir keine Ruhe, und nach ein paar Mails hin und her telefonierte ich mit dem Verkäufer. Anscheinend hatten die Erben eines verstorbenen Autosammlers über 40 Fahrzeuge aus dessen Nachlass zum Verkauf angeboten, unter anderem auch diesen Copen.
Mehrere Dinge gingen mir durch den Kopf: Ist der Kilometerstand wirklich korrekt? Hat er eventuell Standschäden? Da sich schon einige Interessenten beim Verkäufer gemeldet hatten, musste ich mich beeilen, wenn ich das Auto haben wollte. Ein paar Tage später fuhr ich nach der Arbeit nach Eisenach, und mir war klar: Das wird ein sehr langer Tag!
Nach rund 4 Stunden Fahrt war ich am Ziel - einer kleinen Werkstatt, mitten in einem noch kleineren Dorf. Ich wurde sehr nett empfangen und sofort zum Fahrzeug geführt, welches etwas abseits der Werkstatt in einer Halle stand. Die Motorhaube war bereits geöffnet, so dass ich gleich einen Blick in den Motorraum werfen konnte. Wow, das sah echt alles aus wie neu, also konnte der Kilometerstand wohl stimmen. Auch außen wie innen war der Copen in einem sehr guten Zustand, lediglich die Seitenwange des Fahrersitzes hatte schon etwas gelitten.
Bei der Probefahrt war ich etwas enttäuscht, da der Motor ab und an stotterte und die Gänge recht schwer einzulegen waren, das machte mir etwas Sorgen. Nachdem ich den Kleinen nach dem Kauf frisch eingefahren habe, weiß ich heute, dass beides nur von den langen Standzeiten kam. Inzwischen läuft er „1a“ und zieht echt gut durch.
Nach der Probefahrt und der Begutachtung des Fahrzeugs sagte ich dem Verkäufer, dass ich noch etwas Bedenkzeit bräuchte, um über einen Kauf endgültig zu entscheiden. Er gab mir noch zwei Tage Zeit. Ich war etwas im Zwiespalt, weil ich einerseits mit dem MX 5 ein richtig tolles Fahrzeug besaß, mir andererseits aber auch klar war, dass ich einen Copen in dem vorliegenden Zustand vielleicht nie wieder finden würde.
Aus Angst, ein anderer Interessent könnte mir zuvorkommen, fiel die Entscheidung für den Copen dann doch schon am nächsten Tag. Ende der Woche begann dann ein kleines Abenteuer: Mit dem Rucksack auf dem Rücken lief ich auf kürzestem Wege durch den Wald zum Bahnhof. Von dort aus ging es mit dem Zug nach Mannheim und ab dort mit dem ICE nach Eisenach. Hier musste ich dann nochmal umsteigen in einen Bummelzug, der mich schließlich in das Dörfchen brachte.
Da stand schon mein Schmuckstück und wartete ganz ungeduldig auf mich ;-)!
Die Heimfahrt verlief dann ebenfalls ein bisschen abenteuerlich, denn es gab viel Nass und Schneeregen von oben. Zum Glück waren auf dem Copen neue Allwetterreifen aufgezogen! Immerhin konnte ich bei dem Wetter gleich testen, ob das Klappdach noch dicht ist - war alles tip top. Nach einigen Stunden auf der Autobahn mit einer längeren Pause stellte ich glücklich und zufrieden meinen Copen in der Garage ab.
Endlich meiner: Copen in der eleganten Farbkombination grau metallic/Leder rot
Am Ende schließt sich hier der Kreis: Werner hatte mich mit seiner Begeisterung für den Copen vor vielen Jahren angesteckt. Auch wenn ich zunächst nur kurz die Fahrfreude mit diesem kleinen, quirligen Roadster genießen durfte, bin ich nach mancherlei Erfahrungen mit anderen Cabrios nun doch wieder bei einem Copen gelandet …
Dafür habe ich Brigitte angespornt, sich nach einem Mazda MX 5 RF umzuschauen, und wie ich höre, ist sie ebenfalls sehr glücklich mit ihrer Wahl. So kann es gehen im Kreis der Cabriofahrer: Gute Tipps sind manchmal echt was wert!
![]() | plaedoyer_04.htm - Letzte Aktualisierung: 18.03.2025_23 |
![]() ![]() |